GRÖSSE UND TRAGIK – DT

Leipziger Volkszeitung - Jens Kassner

2019

Größe und Tragik
In einer Leipziger Doppelausstellung beschäftigen sich elf Künstlerinnen mit Werk und Leben Elsa Asenijeffs

Das Wort Querulant hat auch heute einen negativen Beigeschmack, tatsächlich gibt es den Begriff in der seriösen Psychologie. War Elsa Asenijeff ein kritischer Geist in einer von Männern dominierten Welt oder krank? Das ist nicht Thema der Dop-pelausstellung. Vielmehr soll eine zweifellos starke Frau durch die künstlerische Reflexion heutiger starker Frauen geehrt werden. Das steht im Zusammenhang mit der überwiegend dokumentierenden Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum wie auch dem Asenijeff gewidmeten Raum der Schau im Bildermuseum zu Max Klingers 100. Todestag, der am Sonnabend war. Die Akteurinnen gehören dem Malerinnen-Netzwerk Berlin-Leipzig an (auch wenn nicht nur Malerei zu sehen ist), konzipiert haben die Schau Claudia Loclair und Lu Potemka.
Eine der Arbeiten, die sich direkt auf Asenijeff beziehen, ist das Video „Elsas pinkelnder Tod” von Ali Schwartz. Eine junge Frau hält Zwiesprache mit einem Gerippe für den Biologie-Unterricht. Der „Pinkelnde Tod” Klingers ist eines der skurrilsten Bilder im MdbK. Von Kathrin Landa stammt das auf der Einladung abgedruckte Porträt Elsa Asenijeffs wie auch ein Doppelbildnis der Frau mit ihrem zweiten Sohn Heraklit. Diesen ließ sie in Wien bei ihren Eltern zurück. Desireé, die gemeinsame Tochter mit Klinger, den sie 1898 kennenlernte, wuchs in Paris bei einer Pflegefamilie auf. Asenijeff studierte in Leipzig und schaffte es, sich als expressionistische Schriftstellerin einen Ruf zu erarbeiten. Das war zu dieser Zeit nicht selbstverständlich. Der Macho Klinger verheimlichte die Beziehung, finanzierte ihr aber eine luxuriöse Wohnung.
Die Bilder der Doppelausstellung haben überwiegend mit dem heutigen Frauenbild in der Gesellschaft zu tun. Unterdrückung, die es immer noch gibt, kann man kaum herauslesen. Tanja Selzer zeigt nackte Frauen in sonniger Landschaft, Tobia König komponiert ein Schlachtenepos mit blauem Pferd. Mehrfach finden sich Anspielungen auf die Mythologie, so in „Jakobs Segel” von Franziska Güttler oder den Paraphrasen antiker Sagen von Alex Tennigkeit. Melancholisch wirken Aquarelle Corinne von Lebusas, unglückliche, doch wehrhafte Frauen darstellend. Anija Seedler greift in lakonischen Strichen verschiedene Themen auf, darunter findet sich auch ein Porträt „Elsa”. Unmittelbaren Bezug auf die Schriftstellerin und ihre Tochter haben Tafeln Nina K. Jurks, die sie „Stilles Ge-denken” nennt. Dramatisch überhöht ist das Gemälde „Da stand ich als Alex Tennigkeits „Bellasalamach” im Kunstkraftwerk. Carina Linge schlüpft in perfektionistischen Fotos in die Akteure historischer Malerei. Und in Claudia Loclairs „Lauter Schnee” geht es um die Mutter-Kind-Beziehung, die bekanntlich bei Asenijeff eine schwierige war. Fester Bestandteil sind in beiden Ausstellungsteilen Blätter mit Texten sowohl von Elsa Asenijeff als auch den Künstlerinnen und der Historikerin Rita Jorek, die ihr Leben erforscht hat. (…)

Greatness and tragedy
Eleven artists explore the work and life of Elsa Asenijeff in a double exhibition in Leipzig

Even today, the word “troublemaker” has a negative connotation; in fact, the term exists in serious psychology. Was Elsa Asenijeff a critical spirit in a male-dominated world or was she ill? That is not the subject of the panel exhibition. Rather, an undoubtedly strong woman is to be honored through the artistic reflection of today’s strong women. This is in connection with the predominantly documentary exhibition in the City History Museum as well as the room dedicated to Asenijeff in the Picture Museum on the 100th anniversary of Max Klinger’s death, which was on Saturday. The protagonists are members of the Berlin-Leipzig Women Painters’ Network (even if not only paintings are on display); the show was conceived by Claudia Loclair and Lu Potemka. One of the works that refers directly to Asenijeff is the video “Elsa’s Peeing Death” by Ali Schwartz. A young woman holds a dialogue with a skeleton for biology lessons. (…)

Series:

2020

LE CIRQUE IMAGINAIRE

Exhibitions:

2020

QUERULATIN

Painting & Drawing:

2020

SOUVERÄNE MELANCHOLIE

2020

ASSEMBLAGE

2019

TRIUMPH

2019

ELSA A.

2019

DANCE MACABRE

Request: GRÖSSE UND TRAGIK – DT

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