Das Portrait einer “Göttlichen” oder auf neudeutsch eines Stars behauptet die Künstlerin vor den Betrachter zu stellen. Aber alles ist anders als auf den Magazinen der heilen Bildwelt der Medienprominenten. Anija Seedler fokussiert ihren Blick soweit, dass dem Betrachter der schöne Körper dieser Dame vorenthalten bleibt. Ein leichtes, hochgeschlossenes Kleid umspielt seine Schulterpartie vor einem lichten unbestimmten Hintergrund, der nichts vom Leben der Figur erzählen darf. Der Kopf wurde an zwei Seiten angeschnitten, das Haar fällt über Augen und Nase. Ins Zentrum des Bildes rückt der gestreckte Hals. Zusammen mit dem geöffneten, blutroten Mund ein Verweis auf ihre Herkunft vom Theater? Ist sie nichts als Stimme, da von ihr sonst nicht viel gezeigt wird? Die Künstlerin zwingt uns Betrachter eigentlich zu nahe heran an die Diva. Das Ideal löst sich angesichts unschöner Hautpartien und der Teilnahme an einer leidenschaftlichen, unheimlichen und ungeklärten Situation auf. Die Schönheit dieser Figurine des Theaters, vielleicht der commedia dell´arte ist nicht von dieser Welt. Sie ist unbequem, kein nachstrebenswertes Vorbild. Sie stellt zuallererst eine Herausforderung dar und behauptet so eine andere Wertskala für das “Göttliche” unserer Zeit.
Besonders bemerkenswert und im sächsischen Kunstgeschehen einzigartig, arbeitet Anija Seedler mit dem Aquarell. Ihr relativ trockener Pinsel, der die intensiven Farben und scharfen Konturen ermöglicht, gestattet auf der anderen Seite nicht die geringste Korrektur. Ergänzt wird die Brillanz der Farben in zahlreichen Arbeiten von der haptisch interessanten Verwendung von Graphit, Asphaltlack und Tusche
September 2003
The artist claims to place the portrait of a “divine” or, in modern German, a star in front of the viewer. But everything is different than in the magazines of the ideal image world of media celebrities. Anija Seedler focuses her gaze so much that the viewer is deprived of this lady’s beautiful body. A light, high-necked dress plays around his shoulders against a light, indeterminate background that cannot reveal anything about the figure’s life. The head has been cut on two sides, the hair falls over the eyes and nose. The stretched neck moves into the center of the picture. Together with the open, blood-red mouth, a reference to her origins in the theater? Is she nothing but a voice since not much else is shown of her? The artist actually forces us viewers too close to the diva. The ideal dissolves in the face of unsightly areas of skin and participation in a passionate, scary and unclear situation. The beauty of this figurine of the theater, perhaps of the commedia dell’arte, is out of this world. She is uncomfortable, not a role model worth striving for. First and foremost, it represents a challenge and thus asserts a different scale of values for the “divine” of our time.
Particularly remarkable and unique in Saxon art is Anija Seedler’s work with watercolors. On the other hand, her relatively dry brush, which enables the intense colors and sharp contours, does not allow the slightest correction. The brilliance of the colors in numerous works is complemented by the tactilely interesting use of graphite, asphalt varnish and ink
September 2003
If you are interested in this artwork, please send an email to info@anija-seedler.de