Jeder Figur Anija Seedlers wohnt eine Präsenz inne, die den meist unbeschriebenen Bildraum als Bühnenraum, die Haltung als sich zeigende, bewußt eingenommene erkennen läßt. Hier wird dargestellt, nicht entdeckt oder konstatiert. Egal ob Tier oder menschliche Figur, alle Gestalten sprechen aus ihren Haltungen, Gesten, der Mimik oder mit Maske und Kostüm. Eine pantomimische Requisitenkammer. Anija Seedler kommt vom Theater her und weiß sehr genau den Punkt zu finden, an dem ein Tier seine konventionelle Charakterisierung, seine Erkennbarkeit, noch behält und zugleich von ihr mit einer Idee beladen werden kann. Die Plausibilität, aus der die große Überzeugungskraft der Arbeiten herrührt, liegt in der sichern Hand der Künstlerin für kraftvolle und zugleich originelle Assoziationen, mal weiter entfernt, mal naheliegende…
Menschliche Gestalten zeigen markante Bewegungen, die einen Charakterzug der Person abzubilden scheinen. Alle verfügbaren Requisiten werden einbezogen und die Linienführung von Pinsel und Feder unterstützt die Ambition. Ausdrucksformen entstehen, die sich von der Aufgabe körperlicher Beschreibung gelöst haben. Es lohnt sich in diesem Zusammenhang etwa die Zeichnungen der schreitenden Frauen genauer zu betrachten. Sichtbar werden bei solch detaillierten Blick auch die künstlerischen Sympatien oder Vorbilder: Picasso, Matisse und insgesamt die freie Leichtigkeit und Haltung südlichen Lebens, die der Melodielinie den Vorrang vor der harmonischen Konstruktion einräumt.
In den porträtartigen Figurinen verschiebt sich der Schwerpunkt von den Haltungen zu geradezu surrealen Überzeichnungen. Münder und Augenringe werden extrem herausgezogen und mit atmosphärisch charakterisierenden Farben versehen. Die Spannung zwischen eleganten Formen und den innewohnenden abgründigen Ausdruck nimmt zu. Zur weiteren Steigerung ihrer Möglichkeiten hat Anija Seedler für sich den Einsatz von Leuchtfarben entdeckt. Gemeinsam mit den jetzt häufiger auftretenden schwarzen Flächen bauen sich neue Spannungsfelder zum Duktus der leichten Hand auf, die nur das Unkorrigierte gelten läßt. Je artifizieller sie zu werden scheint, desto dichter rückt die Zeichnerin ans Leben mit seinen Widersprüchlichkeiten der Empfindungen, der Oberflächen und der Hintergründe heran.
Each of Anija Seedler’s figures has a presence that allows the mostly blank image space to be recognized as a stage space, the posture as something that appears and is consciously adopted. What is presented here is not discovered or stated. Regardless of whether it is an animal or a human figure, all figures speak through their postures, gestures, facial expressions or with masks and costumes. A pantomime props room. Anija Seedler comes from the theater and knows exactly how to find the point at which an animal still retains its conventional characterization, its recognizability, and at the same time can be loaded with an idea. The plausibility from which the great persuasive power of the works derives lies in the artist’s sure hand for powerful and at the same time original associations, sometimes more distant, sometimes more obvious…
Human figures show distinctive movements that seem to reflect a character trait of the person. All available props are included and the lines of brush and pen support the ambition. Forms of expression emerge that have freed themselves from the task of physical description. In this context, it is worth taking a closer look at the drawings of the striding women. With such a detailed look, the artistic sympathies or role models also become visible: Picasso, Matisse and overall the free lightness and attitude of southern life, which gives priority to the melodic line over the harmonic construction.
In the portrait-like figurines, the focus shifts from postures to almost surreal exaggerations. Mouths and dark circles under the eyes are extremely drawn out and given atmospheric colors. The tension between elegant forms and the inherent, profound expression increases. To further increase her possibilities, Anija Seedler has discovered the use of fluorescent colors. Together with the black areas that now appear more frequently, new fields of tension build up to the style of the light hand, which only allows the uncorrected to apply. The more artificial it seems to become, the closer the illustrator comes to life with its contradictions of sensations, surfaces and backgrounds.
If you are interested in this artwork, please send an email to info@anija-seedler.de